BSZ Roth:
Du hast im November dieses Jahres ja die deutsche Meisterschaft in der Enduro Klasse gewonnen, da ist natürlich die erste Frage, die sich für mich stellt, wie du überhaupt dazu gekommen bist. Es ist ja nicht die gewöhnlichste Sportart sowie Fußball oder so, oder?
Yanik Spachmüller:
Ja, genau. Also ich hab mit 6 Jahren angefangen und ich bin wie bei uns in der Sportart üblich durch meinen Vater dazu gekommen. Also das ist in dem Sport so bei den meisten, dass sie durch einen Familienteil irgendwie dazu gekommen sind.
BSZ Roth:
Also Familienmitglieder, die dann praktisch schon selber fahren. Aber man kann ja keinen Sechsjährigen schon auf eine Maschine setzen, oder?
Yanik Spachmüller:
Also es ist dann auch `ne Kleinere, die hatte dann nur 50 Kubik, also entsprechend für die Altersklasse. Es gibt auch einige, die schon viel früher anfangen. Und ja: Durch meinen Vater bin ich dazu gekommen, der ist irgendwie hobbymäßig bisschen gefahren und da hab ich dann halt von Anfang an mitbekommen, wie er dann immer mal am Samstagvormittag weg war und so hat sich das dann ergeben, dass ich dann auch ein Motorrad haben wollte. Und dann stand kurz vor meinem sechsten Geburtstag dann unterm Weihnachtsbaum mal das erste Motorrad.
BSZ Roth:
Wahnsinn, so wie bei anderen Kindern das vermutlich schon zweite Fahrrad dann mit 5 Jahren unterm Weihnachtsbaum steht. Aber bei dir dann stattdessen das Motorrad. OK und jetzt bist du ja schon lange auch in diesem Wettkampfgeschäft, sag ich mal. Was fasziniert dich denn so generell an dem Wettkampf, also nicht nur die Sportart, sondern wirklich dieses: Ich nehme Teil an der Meisterschaft.
Yanik Spachmüller:
Das ist irgendwie nochmal ein ganz anderes Gefühl, weil man sich mit den anderen messen kann und man weiß, dass man jetzt alles geben muss oder halt das Beste rausholen will. Und im Training, ok, da fährt man halt mal, aber ohne Anreiz und bei so einem Wettbewerb, da weiß ich jetzt ich bin relativ gleichauf mit den anderen, will die aber schlagen. Und da ist für jeden eine Chancengleichheit da. Und man ist die Strecke davor noch nicht gefahren und da muss dann halt alles passen. Und dann auch die Geschwindigkeit während dem Rennen, sowas ist halt so n Adrenalinkick, sag ich mal, was mir einfach total Spaß macht.
BSZ Roth:
So eine Situation hat man natürlich im Training nicht so.
Yanik Spachmüller:
Nee, nicht so. Vielleicht hat man mal einen Trainingspartner dabei, dann kann man vielleicht Ähnliches simulieren, aber genau dieses Gefühl hat man dann halt nur im Wettkampf.
BSZ Roth:
Und du hast jetzt die E1-Klasse gewonnen und jetzt hat sich für mich die Frage gestellt, was ist denn der Unterschied zwischen E1, E2 und E3? Wie kann man das jetzt einem Laien wie mir erklären, was da der Unterschied ist?
Yanik Spachmüller:
Also das sind 3 verschiedene Hubraumklassen. Also ich bin jetzt, nachdem ich von den Junioren aufgestiegen bin, in die E1 gewechselt, weil ich da auch schon relativ kleinen Hubraum gefahren bin. Bis 250 Kubik geht der und dann E2 wer die nächstgrößere Kubikklasse, die geht dann bis 450 und dann die E3 ist ab 450 Kubik. Und da gibt es dann halt diese 3 verschiedenen Klassen und es gibt dann noch eine klassenübergreifende Wertung, also wo alle zusammen gewertet werden.
BSZ Roth:
Und das ist aber dann auch unüblich, dass man zwischen diesen Klassen wechselt? Wenn man sich auf eine festgelegt hat, dann bleibt man eigentlich auch dabei, oder?
Yanik Spachmüller:
Je nachdem. Also ich bin jetzt, ich glaub, 4 oder 5 Jahre in dieser E1-Klasse und jetzt nächstes Jahr möchte ich auf jeden Fall nochmal in dieser Klasse fahren, weil ich versuchen will, meinen Titel zu verteidigen und dann habe ich mir vielleicht auch schon überlegt, in eine andere Klasse mal zu wechseln, weil man dann einfach ein anderes Motorrad hat.
BSZ Roth:
Das wäre eine neue Herausforderung.
Yanik Spachmüller:
Ja genau und es ist halt vielleicht mal wieder ein neuer Ansporn, sag ich mal, härter oder so zu trainieren, um mit dem Motorrad auch gut zurecht zu kommen.
BSZ Roth:
Was ich mich auch gefragt hab – also ich hab so wirklich keine genaue Vorstellung von der Sportart: Könnte man das ein bisschen vergleichen wie Mountainbikefahren nur mit Motor, also motorisiert oder ist das ein schlechter Vergleich?
Yanik Spachmüller:
Nee, kann man schon vergleichen. Beim Montainbike gibt es auch so ne Enduro-Serie, da ist das relativ ähnlich. Also bei uns ist das so: Eine Runde besteht bei uns so zwischen 50 und 80 Kilometer, die wird dann 3- oder 4mal fahren, also ist es im Prinzip wie Rallyefahren. Man hat eine relativ große Runde, aber eben nicht auf Teer, sondern im Gelände. Also es sind manchmal kleine Straßenabschnitte dabei, aber das meiste ist im Gelände und auf dieser großen Runde sind dann solche Wertungsprüfungen, die nennen sich Sonderprüfungen bei uns und da geht es dann richtig auf Zeit. Wir fahren dann in diese Sonderprüfung rein und da wird dann die Uhr, also die Zeit, gestoppt. Und die Zeiten werden dann am Ende vom Tag addiert und wer dort die niedrigste Gesamtzeit hat, der ist dann der Sieger von dem Tag.
BSZ Roth:
Also ist der Vergleich gar nicht ganz schlecht. Und du warst ja schon als Junior also bei der Juniorenklasse relativ erfolgreich. Was war denn da dein größter Erfolg, also gab es da auch eine deutsche Meisterschaft?
Yanik Spachmüller:
Ja, da hab ich 2015 die Junioren-Meisterschaft gewonnen und das war bis dahin der größte Erfolg für mich. Danach musste ich dann aufsteigen und bin in die E1-Klasse gewechselt.
BSZ Roth:
Dann als du volljährig wurdest, wahrscheinlich?
Yanik Spachmüller:
Ja, ich bin ich dann aufgestiegen. Hatte dann auch immer mal wieder eine kleine Verletzung, wo ich schon die ganze Saison nicht fahren konnte oder halt auch den einen oder anderen technischen Defekt. Aber jetzt hat diese Saison geklappt und bin problemlos durchgekommen.
BSZ Roth:
Ja, sehr schön! Jetzt ist es natürlich so, du bist ja in der Ausbildung und damit Berufsschüler. Wie lässt sich denn diese Tatsache mit der Sportart vereinen? Du brauchst ja relativ viel Zeit auch für die Wettkämpfe und wahrscheinlich auch für das Training. Wie funktioniert das?
Yanik Spachmüller:
Ja, das ist gar nicht so leicht, weil wir müssen vor dem Wettkampf diese Sonderprüfungen ablaufen und das können bis zu 3 oder 4 verschiedene sein und bei internationalen Wettbewerben laufen wir stellenweise für eine so ne Sonderprüfungen zwei, drei Stunden und das summiert sich halt. Und dann ist es oftmals so, dass man am Dienstag dann schon losfährt, wenn es jetzt international ist und wir dann 1.000 Kilometer fahren müssen. Dann brauche ich also davor die Woche und dann nochmal ein, zwei Tage, um nach Hause zu fahren.
BSZ Roth:
Wie machst du das dann? Also nimmst du dann Urlaub oder ist da der Arbeitgeber kulant?
Yanik Spachmüller:
Ich nehme Urlaub. Aber ich hab halt den Urlaub für das ausgelegt, also das ist für die Rennen verplant. Für sonst hab ich eigentlich keinen Urlaub mehr übrig. Aber für mich ist es irgendwie der Urlaub, sage ich mal, weil es mir Spaß macht und das, was ich will.
BSZ Roth:
Wie ist es denn jetzt, wenn du Berufsschule hast, da kannst du ja keinen Urlaub einreichen?
Yanik Spachmüller:
Da hatte ich bis jetzt zumindest immer Glück, dass die Berufsschule nicht so gefallen ist.
BSZ Roth:
Okay, also wenn es jetzt so gewesen wäre, dann hätte man gucken müssen, ob man sich dafür befreien lässt.
Yanik Spachmüller:
Ja oder ob ich vielleicht in den anderen Block irgendwie hätte gehen können.
BSZ Roth:
Obwohl das jetzt bei euch schwierig gewesen wäre in der 12. Klasse, weil die Parallelklasse gleichzeitig da ist. Ich hab jetzt noch zwei Fragen. Einmal: Als Auszubildender ist das Budget ja eher begrenzt und da steht ja nicht so viel Geld zur Verfügung und ich stelle mir die Sportart als sehr teuer vor. Wie kriegst du das hin?
Yanik Spachmüller:
Ja, das stimmt. Das ist also jetzt in dem Leistungslevel schon deutlich teurer geworden wie früher. Viel zahlen schon meine Eltern, aber ich hab jetzt auch einige Sponsoren, die mich da ziemlich gut unterstützen und die für dieses Jahr den Eigenanteil ziemlich gering halten konnten.
BSZ Roth:
Also jetzt gerade auch durch deinen Erfolg oder schon vorher?
Yanik Spachmüller:
Durch meinen Erfolg jetzt auch noch mehr. Also dieses Jahr war es für uns richtig gut, davor hat man schon seine Ausgaben und alles gehabt, aber dieses Jahr war es schon deutlich einfacher. Aber im Prinzip ohne Unterstützung der Eltern wäre es finanziell gar nicht möglich gewesen, weil man braucht halt doch, um zu den Rennen zu kommen, Sprit und alles. Dann gibt es Startgelder, Lizenzen und sowas, das summiert sich dann schon ziemlich.
BSZ Roth:
Und die Maschine an sich? Die kriegst du von deinem Team oder musst du die auch selber anschaffen?
Yanik Spachmüller:
Sonst haben wir sie immer selber angeschafft. Seit diesem Jahr, wo ich dann die Meisterschaft gewonnen hab, hab ich sie für dieses Jahr bekommen und für nächstes Jahr bekomme ich auch das Motorrad.
BSZ Roth:
Und jetzt geht dann auch im März wieder die neue Saison los. Was hast du dir für diese Saison vorgenommen, also für die nächste?
Yanik Spachmüller:
Also ja wieder verletzungsfrei durchzukommen, keine technischen Probleme zu haben und natürlich will ich den Titel verteidigen. Aber ich hab jetzt schon mitbekommen, dass zwei Andere, die zwei deutschen Meister wechseln wollen, und die kommen dann zu mir in die Klasse und dann wird es natürlich wieder ziemlich spannend, sag ich mal.
BSZ Roth:
Also eine neue Herausforderung in der neuen Saison. Vielen Dank Jannik für das angenehme Gespräch und deine persönlichen Einblicke in deine Sportart und natürlich in deinen Erfolg. Ich wünsch dir viel Erfolg für die nächste Saison!
Yanik Spachmüller:
Danke!