ReThink – die eigene Einstellung überdenken

Ein Präventions - Workhop für Flüchtlinge, Menschen mit Migrationsgeschichte und muslimischen Glaubens

 

Wir waren eigentlich sicher, dass die Vorfreude auf den Workshop: ReThink wegen den Corona - Beschränkungen nicht über die Vorfreude hinaus gehen wird.

Doch die Mansour Initiative hat sich bereit erklärt, unseren Jugendlichen der BI - Klasse mit dem vorgeschriebenen Hygienemaßnahmen und Abstandsregeln am 24.06.2020 live den Workshop zu halten. Ahmed Mansour – bekannt aus den Medien -  und seine Initiative setzen sich für Demokratieförderung und Extremismusprävention ein. Kurz: MIND prevention. Im Zentrum der Arbeit steht die Prävention gegen muslimischen Extremismus und Antisemitismus sowie für Gleichberechtigung.

Sohn (20) ohne Ausbildung, Schule geschmissen, keine Arbeit, zockt den ganzen Tag. Vater kommt nach Hause, sieht dies, stellt den Sohn zur Rede – so wie man dies dank Klisches in muslimischen Familien erwarten würde. Dies war das erste Rollenspiel, was das Team der MIND prevention unseren Schülern authentisch vorgespielt hatte.

Eine Situation mit Wiedererkennungswert, wie man dies von den Reaktionen der Jugendlichen ablesen konnte…

Aufgabe der Schüler war, die Szene zu analysieren, sich in die jeweiligen Rollen hineinzuversetzen, versuchen zu formulieren, wie es den Personen in der Situation geht, was sie denken, was sie fühlen, was die Beweggründe ihres Handelns sind. Anschließend mussten die Schüler selber in einem Rollenspiel vorführen, wie sie sich wünschen würden, wie ein Vater in so einer Situation reagieren sollte. Sie mussten jedoch auch das Verhalten des Sohnes hinterfragen. Diskutiert wurde über Erziehungsmethoden, über den Unterschied zwischen Angst und Respekt den Eltern gegenüber, über psychische und körperliche Gewalt in der Familie, über Aufgaben und

Verantwortung der Eltern gegenüber ihren Kindern, über Selbstdisziplin und Kontrolle. Eine wichtige Rolle spielt(e), wie einen die Traditionen, die Kultur, die man aus der Heimat mitbringt, prägen, an die geflüchtete, Muslime, Menschen mit Migrationshintergrund auch festhalten.

Auch das zweite Thema, das angesprochen wurde, führte bei den Schülern zu einem regen Meinungsaustausch: Tochter mit muslimischem Hintergrund möchte mit 19 Jahren von daheim ausziehen. Ihre Mutter ist jedoch dagegen… Hier sollten die Schüler sensibilisiert werden, warum es häufig in muslimischen Familien ein Unterschied zwischen Jungen und Mädchen gemacht wird, gleichzeitig wurden die Jugendlichen an die Grundrechte eines Menschen erinnert, auf die Gleichberechtigung von Mann und Frau, patriarchalische Strukturen hingewiesen. Die Schüler merkten schnell, wie stark sie selbst von ihrer Kultur geprägt und wie „zerrissen“ sie hier in Deutschland sind: Die eigene Tradition behalten zu wollen und doch die westliche Kultur, die Entscheidungsfreiheit zu leben.

Die vier Moderatoren, selbst alle mit Migrationshintergrund, kennen die Lebenswirklichkeit ihrer Klientel. Ihr offenes, authentisches Auftreten, das Erzählen aus ihrem Privatleben bewirkte die nötige Vertrauensbasis für die Diskussionen über die mit Emotionen geladenen Themen. Sie bedienten sich der Sprache der Jugendlichen, ohne dabei überheblich oder gekünstelt zu wirken, behandelten die Klasse auf Augenhöhe als gleichwertigen Gesprächspartner. Hierdurch schafften sie eine Beziehungsebene, in der die Schülerinnen und Schüler sich öffneten und ihre ehrliche Meinung sagten. Durch Anstöße, Interventionen und Reflexion regten sie an, dass die Jugendlichen über ihre bisherige Einstellung diskutieren, diese hinterfragen, Ängste abbauen und vielleicht mit neuen Denkanstößen in ihren Freundeskreis oder sogar in die Familie gehen. Das MIND – Team stellte ein Vorbild dar, wie man als Migrant und Muslim in Deutschland ankommen kann, ohne sich zu verlieren.

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geschrieben am 25.06.2020